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50 Jahre Boehringer-Ingelheim-Preis.

Die Sprecher des Symposiums.

Direktor des Instituts für Radiopharmazeutische Krebsforschung,
Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf

Boehringer-Ingelheim-Preis 1989

Prof. Michael Bachmann entwickelt immuntheranostische Strategien zur Diagnose und Therapie von Tumoren. Er konstruierte bispezifische Antikörper (BiTEs), die eine Brücke zwischen der Oberfläche von Krebszellen und T-Zellen des Immunsystems bilden und so eine gezielte Immunabwehr der Krebszellen auslösen. Zudem erfand Prof. Bachmann das sogenannte UniCAR System: Es erlaubt, T-Zellen von Patienten mit chimären Antigen Rezeptoren (CAR) auszustatten, die mit Hilfe von molekularen Schaltern ein- und ausgeschaltet werden können und so eine präzise und kontrollierbare Immunabwehr von Krebszellen emöglichen. Die Schalter können gleichzeitig Marker für bildgebende Verfahren tragen, um den Erfolg der UniCAR Therapie zu messen.

Prof. Michael Bachmann studierte in Mainz Pharmazie und wurde 1983 promoviert. Er habilitierte in der Physiologischen Chemie und erhielt eine Stiftungsprofessur vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Oklahoma Medical Research Foundation, USA, nahm er einen Ruf an die TU Dresden an. Seit 2011 ist er geschäftsführender Direktor des Instituts für Radiopharmazeutische Krebsforschung am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf. Er gründete die GEMoaB Monoclonals GmbH, die einige BiTEs und das UniCAR System in klinischen Studien testet.

Forschungsleiter der Medizinischen Klinik I
Universitätsklinikum Erlangen

Boehringer-Ingelheim-Preis 2007

Prof. Christoph Becker erforscht die molekularen Grundlagen von Infektionen, chronischen Entzündungen und Krebs im Darm. Er zeigte u. a., dass eine genetische Fehlregulation des programmierten Zelltods die Darmbarriere so schwächen kann, dass Darmbakterien das Immunsystem in der Darmschleimhaut aktivieren und so eine chronische Entzündung auslösen können. Wie er nachwies, spielt bei diesen Prozessen das Gen Caspase-8 eine Schlüsselolle. Dieses Gen ist auch bei Darmkrebs häufig mutiert, wodurch die Tumorzellen dem Zelltod entgehen können. Prof. Becker zeigte, dass diese Strategie der Tumorzellen gegen sie selbst gerichtet werden kann und eröffnete damit Ansatzpunkte für neue Therapien gegen Darmkrebs.

Prof. Christoph Becker studierte in Mainz Biologie und schloss 2000 seine Promotion an der Universitätsmedizin Mainz ab. Anschließend habilitierte er dort im Fach Immunologie und baute eine Forschergruppe auf. Er nahm 2010 den Ruf auf eine Professur an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg an und ist dort Forschungsleiter der Medizinischen Klinik I. Seit 2018 ist er Sprecher des DFG Sonderforschungsbereichs TRR241 „Immun-Epitheliale Signalwege bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen“.

Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie
Universitätsklinikum Heidelberg

Boehringer-Ingelheim-Preis 1998

Prof. Hans-Ulrich Kauczor entwickelte innovative Verfahren der Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT) für funktionelle Untersuchungen der Lunge. Mit polarisiertem Helium-Gas als Kontrastmittel erreichte er eine zeitlich und räumlich hoch auflösende Bildgebung mit MRT, die damit statt CT verwendet werden kann und Patienten die Strahlenbelastung einer CT erspart. In neueren Arbeiten entwickelt und etabliert er quantitative bildbasierte Biomarker zur besseren und frühen Erkennung und Therapiekontrolle für COPD, Lungenfibrose und Lungenkrebs.

Prof. Hans-Ulrich Kauczor studierte in Bonn und Heidelberg Medizin. Seine Forschungsarbeiten bei der Bayer AG in Leverkusen schloss er 1991 mit einer Promotion an der Universität Köln ab. Seine Facharztausbildung absolvierte er am Universitätsklinikum in Mainz und habilitierte dort 1998 in der Radiologie. Er wurde 2003 an die Universität Heidelberg berufen und leitete die Radiologie am Deutschen Krebsforschungszentrum. Seit 2008 ist er Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Heidelberg und seit 2018 auch Direktor des Translational Lung Research Center Heidelberg, das zum Deutschen Zentrum für Lungenforschung gehört.

Stellvertretender Leiter der Molekularen Virologie
Universitätsklinikum Heidelberg

Boehringer-Ingelheim-Preis 2000

Prof. Volker Lohmann hat mit seinen Arbeiten entscheidend zur Entwicklung von direkt gegen das Hepatitis C Virus (HCV) gerichteten Wirkstoffen beigetragen. Im Labor von Prof. Ralf Bartenschlager entwickelte er die erste Methode, mit der sich HCV in menschlichen Leberzellkulturen zuverlässig vermehren lässt. Mit ihr wurden ausnahmslos alle antiviralen Medikamente getestet, mit denen Infizierte heute behandelt werden. Zurzeit erforscht Prof. Lohmann das Zusammenspiel von HCV mit Virussensoren der Wirtszellen und deckte so auf, wie HCV der angeborenen Immunabwehr entkommt, die normalerweise aktiviert wird, wenn sich das Virus vermehrt. Seine Erkenntnisse können helfen zu verstehen, wie HCV persistente Infektionen etabliert.

Prof. Volker Lohmann studierte in Mainz Biologie. Nach seiner Promotion am Institut für Virologie 1998 forschte er dort zunächst als Postdoktorand, bevor er als Gruppenleiter an das Zentrum für Infektiologie des Universitätsklinikums Heidelberg wechselte. Dort habilitierte er 2012 im Fach Experimentelle Virologie und ist heute stellvertretender Leiter der Molekularen Virologie. Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) zeichnete ihn 2018 für seine grundlegende Forschung zu Hepatitis C und anderen Viren aus.

Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie (im Ruhestand seit 12/2018)
Universitätsklinikum Bonn

Boehringer-Ingelheim-Preis 1988

Prof. Stefan Müller entwickelte u. a. eine kombinierte Ultraschall-Doppler-Untersuchungstechnik, die eine risikoarme und wenig belastende Diagnostik von Potenzstörungen erlaubt und den Arzt zwischen organischen und psychischen Ursachen unterscheiden lässt. Sein klinischer Schwerpunkt waren plastisch-rekonstruktive und organerhaltende, operative Techniken bei urologischen Tumoren. Als Forscher identifizierte er kleine, sogenannte nicht-kodierende RNAs, deren Vorkommen in Tumoren und z. T. auch im Blut von Patienten variieren und möglicherweise als Biomarker für die Diagnose und Prognose urologischer Krebserkrankungen eingesetzt werden könnten.

Prof. Stefan Müller studierte in Würzburg Medizin und wurde 1978 promoviert. Seine Facharztausbildung absolvierte er an der Johns Hopkins University in den USA und der Universitätsmedizin Mainz. Nach einem Forschungsjahr an der Universität in San Francisco (UCSF), USA, habilitierte er in Mainz in der Urologie. Er nahm 1994 einen Ruf an die Universität Bonn als Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie an. Die Jvane Javakhishvili Tbilisi State University in Georgien verlieh ihm die Ehrendoktorwürde; die Deutsche Gesellschaft für Urologie, deren Präsident er 2011-12 war, zeichnete ihn mit der Maximilian-Nitze-Medaille aus.

Universitätsklinikum Köln

Boehringer-Ingelheim-Preis 2006

Prof. Esther von Stebut-Borschitz erforscht, wie das Immunsystem Parasiten bekämpft. Sie entdeckte unter anderem, dass bei der Tropenkrankheit Leishmaniose die Aufnahme einer bestimmten Lebensform der Erreger durch sogenannte dendritische Zellen des Immunsystems in der Haut wesentlich für eine effektive Abwehr der Infektion ist. Gegenwärtig erforscht sie das Zusammenspiel von dendritischen Zellen, T-Zellen und proinflammatorischen Zytokinen wie IL-17A während der Leishmaniose-Infektion und anderer entzündlicher Hauterkrankungen. Ziel ist unter anderem, einen wirksamen Impfstoff gegen Leishmaniose zu entwickeln.

Prof. Esther von Stebut-Borschitz studierte in Lübeck Medizin und wurde 1996 promoviert. Nach Forschungsaufenthalten an der Charité in Berlin und den National Institutes of Health in den USA, baute sie eine Forschergruppe in Mainz auf, schloss ihre Ausbildung als Fachärztin ab und habilitierte in der Dermatologie und Venerologie. Sie war akademische Direktorin der Graduiertenschule für Translationale Medizin (TransMed) in Mainz und nahm 2017 einen Ruf ans Universitätsklinikum Köln als Direktorin der Klinik für Dermatologie und Venerologie an. Für ihre Verdienste erhielt sie unter anderem die Schaudinn-Hoffmann-Plakette der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft.

Unternehmensgründerin und CEO, ActiTrexx GmbH
Bereichsleiterin Haut- und Lymphknotensonographie
Universitätsmedizin Mainz

Boehringer-Ingelheim-Preis 2010

Prof. Andrea Tüttenberg erforscht, wie Zelltherapien unser Immunsystem regulieren. Sie zeigte, dass sich schwarzer Hautkrebs bekämpfen lässt, indem man bestimmte Immunzellen aus dem Blut mit Tumorbestandteilen belädt und wieder in den Körper einbringt. Dies aktiviert Killer-T-Zellen des Immunsystems, die Tumorzellen nun als Fremd erkennen und abtöten können. Gemeinsam mit Prof. Helmut Jonuleit entwickelte sie ein neues Therapiekonzept für die Graft-versus-Host Disease nach Blutstammzelltransplantation. Hier werden Wächterzellen unseres Immunsystems aktiviert, die dann krankhafte Immunantworten gegen körpereigenes Gewebe verhindern und so das Abstoßen von Transplantaten unterdrücken können.                                              

Prof. Andrea Tüttenberg studierte als Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes in Mainz Medizin und wurde 1998 promoviert. Anschließend absolvierte sie ihre Facharztausbildung und habilitierte 2010 in der Dermatologie und Venerologie. Sie leitet in Mainz eine Forschergruppe sowie die Haut- und Lymphknotensonographie und setzte sich 2016 erfolgreich im GO-Bio-Wettbewerb des BMBF durch. Mit den Fördermitteln bereitete sie mit ihrem Team die Gründung des Biotechunternehmens ActiTrexx vor, das seit 2019 neuartige Zelltherapeutika entwickelt, um Transplantatabstoßungen zu verhindern.

Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin
Universitätsmedizin Mainz

Boehringer-Ingelheim-Preis 1993

Prof. Fred Zepps Forschung befasste sich mit der Reifung und Expansion von T-Zellen im Verlauf der frühkindlichen Entwicklung und der Frage wie das Immunsystem lernt, zwischen „Selbst“ und „Fremd“ zu unterscheiden. Die „Selektion von selbstrestringierten T-Zellen“ im Thymus ist entscheidend, um eine Immunreaktion zu steuern und Autoimmunreaktionen zu verhindern. Seit vielen Jahren erforscht Prof. Zepp Impfstrategien, insbesondere im Hinblick auf die Regulation der Immunantwort durch unterschiedliche Impfstoffe. Seine Arbeitsgruppe entwickelt Impfkonzepte für immunologisch privilegierte Organe wie die Leber. Als Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) wirkte er maßgeblich mit an der Entwicklung von öffentlich empfohlenen Impfprogrammen.

Prof. Fred Zepp studierte in Mainz und Madison, Wisconsin, USA, Medizin und wurde 1983 promoviert. Nach seiner Facharztausbildung habilitierte er 1992 in der Kinder- und Jugendmedizin. Anschließend wurde er auf eine Professur an der Universitäts-Kinderklinik berufen, deren Direktor er seit 1998 ist. Für seine Verdienste als ehemaliger Prodekan für Forschung erhielt er den Ehrenring der Universitätsmedizin Mainz. Er wurde 2018 als erster Europäer in den wissenschaftlichen Beirat des International Vaccine Institute der Vereinten Nationen berufen.